Verleihung UMSICHT-Wissenschaftspreis 2019

 

Der Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen

Zum 10. Mal zeichnete der UMSICHT-Förderverein Menschen aus, die hervorragende industrie- und marktnahe Forschung leisten und die über wissenschaftliche Themen in den Medien verständlich berichten.

Die Forschungsleistung zum Thema urbane Energiesysteme von Dr.-Ing. Kai Mainzer überzeugte die Fachjury in der Kategorie Wissenschaft. In der Kategorie Journalismus erhielt Christopher Schrader den Preis für seinen Artikel »Die Ökobilanz der E-Mobilität«. Im Rahmen der Preisverleihung diskutierten Experten über die Verantwortung von Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft.

Am 11. Juli fand zum 10. Mal die Verleihung des UMSICHT-Wissenschaftspreis in Oberhausen statt – und über 100 Gäste sind zur Jubiläumsausgabe gekommen, um dem Wissenschaftler Dr.-Ing. Kai Mainzer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Hamburger Wissenschafts-Journalisten Christopher Schrader zu gratulieren. Neben der Auszeichnung konnten sich die beiden über insgesamt 10 000 Euro Preisgeld freuen. »Auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche hochwertige Beiträge aus den Bereichen Umwelt, Energie und Verfahrenstechnik eingereicht. Es bedurfte intensiver Diskussionen innerhalb der Jury, bis die Entscheidung schließlich feststand«, so Prof. Görge Deerberg, Geschäftsführer des UMSICHT-Förderverein und stellv. Institutsleiter vom Fraunhofer UMSICHT.

Durch die Preisverleihung führte Prof. Dietrich Grönemeyer, Grönemeyer Institut für Mikrotherapie und Vorstand des Wissenschaftsforums Ruhr e. V. In seiner Funktion als Schirmherr des UMSICHT-Wissenschaftspreis würdigte er die herausragenden Arbeiten der beiden Preisträger und entlockte ihnen das ein oder andere Detail und Hintergrundinformationen.

Preisträger in der Kategorie Wissenschaft: Dr.-Ing. Kai Mainzer

Insbesondere kleinen Gemeinden fehlt es oft an Know-how, um lokale Potenziale zur Emissionsminderung zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu identifizieren, die der Erreichung der eigenen Nachhaltigkeitsziele dienen. Vor diesem Hintergrund hat Kai Mainzer im Rahmen seiner Promotion ein Modell entwickelt, das automatisierte Analysen u. a. zur Bestimmung der Energienachfrage und der Potenziale für erneuerbare Energien erlaubt.

Dabei werden sowohl die Investitions- als auch die Einsatzplanung für Energieumwandlungstechnologien auf der Angebots- und Nachfrageseite berücksichtigt. Einen besonderen Wert bei der Entwicklung des Modells »RE3ASON« (Renewable Energies and Energy Efficiency Analysis and System OptimizatioN) legte Kai Mainzer auf die Übertragbarkeit der einzelnen Methoden, damit diese in möglichst vielen Städten und Gemeinden angewendet werden können.

Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens am KIT und der Diplomarbeit zum Thema »Preissenkungsstrategien für dynamische Stromtarife« ging es für Kai Mainzer 2012 an den Lehrstuhl für Energiewirtschaft am KIT. Seine Dissertation zur »Analyse und Optimierung urbaner Energiesysteme – Entwicklung und Anwendung eines übertragbaren Modellierungswerkzeugs zur nachhaltigen Systemgestaltung« wurde mit Auszeichnung bewertet. Seit Oktober 2018 leitet Kai Mainzer die Forschungsgruppe Erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

Preisträger in der Kategorie Journalismus: Christopher Schrader

Sind Elektroautos ein entscheidender Teil der Energiewende? Oder nutzen sie dem Klima weit weniger als erwartet? Christopher Schrader geht diesen Fragen in seinem Artikel »Die Ökobilanz der E-Mobilität« (Spektrum der Wissenschaft, 5/2018) auf den Grund. Dazu betrachtet der Wissenschafts-Journalist auf Basis verschiedener Studien den Lebenszyklus eines E-Mobils und gibt Informationen, ab wann dessen ökologischer Vorteil gegenüber Dieseln oder Benzinern greift. Insbesondere das Thema Batterie wird ausführlich auf den Prüfstand gestellt, denn hier sehen Fachleute die Achillesferse des Antriebskonzepts. Kritisch berichtet Schrader in seinem Artikel auch über das Angebot der Autohersteller und das veränderte Fahrverhalten, das häufig mit der Anschaffung eines E-Mobils einhergeht.

Christopher Schrader schloss sein Physik-Studium in Hamburg und Stony Brook/New York mit Diplom ab, bevor er die Henri-Nannen-Journalisten-Schule des Verlags Gruner+Jahr besuchte. Er arbeitete ab 1991 als Redakteur bei verschiedenen Medien, u. a. Geo-Wissen, Facts und Süddeutsche Zeitung. Seit 2015 ist Christopher Schrader als freier Wissenschafts-Journalist tätig. Er gehört der Genossenschaft Riffreporter.de an und veröffentlicht dort Artikel über die sozialen und sozialwissenschaftlichen Aspekte der Klimadebatte.

Gesellschaft und Wissenschaft im Diskurs

Der UMSICHT-Wissenschaftspreis bildet immer auch den Rahmen für interessante Vorträge und Debatten zu aktuellen Themen. In diesem Jahr ging es um die Frage nach der Verantwortung von Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft. Prof. Volker M. Banholzer, Leiter Studiengang Technik Journalismus/Technik PR TH Nürnberg, und Prof. Uwe Schneidewind, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, diskutierten, ob es ein neues Selbstverständnis der Wissenschaft geben muss. Die Diskussion zeigte einmal mehr, wie wichtig der Rückhalt in der Gesellschaft für neue Forschungsthemen ist, die zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen.