Erste Zwischenbilanz zum Stichtag: Beschäftigung blieb stabil

Der Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen

Der Wirtschaftsbericht Ruhr 2020 kann zunächst nur eine Zwischenbilanz sein – aber eine, die auch Hoffnung macht.

COVID19 ist eine globale Herausforderung. Die Lösungen sind national und europäisch. Die Folgen spüren Menschen und Unternehmen aber direkt vor Ort. Die Pandemie und die Gegenmaßnahmen haben große Auswirkungen auf die Wirtschaft in ganz Deutschland und auch in der Metropole Ruhr. Die Krise hält aktuell weiter an. Deutschland befindet sich weiter im Lockdown.

Das Ruhrgebiet ist breit aufgestellt und zeigte sich 2020 krisenfest. Mit 1.780.269 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist die Beschäftigung auf hohem Niveau stabil geblieben. Zum üblichen Stichtag 30. Juni sind das nur 63 Stellen oder 0,004 Prozent weniger als im Vorjahr. Das ist nach dem ersten Lockdown ein gutes Zeichen für 2020. Es zeigt, dass die staatlichen Hilfen wie Kurzarbeit gegriffen haben.

Die Zahlen zeigen auch, wie weit das Ruhrgebiet im Strukturwandel schon gekommen ist. Noch vor zwanzig Jahren hätten Lockdowns, konjunkturelle Einbrüche und die zeitweise Unterbrechung weltweiter Handelsbeziehungen die Region noch heftiger getroffen. Die Metropole Ruhr liegt heute im Bundes- und im Landestrend. Das Ruhrgebiet ist heute diversifiziert aufgestellt. Neue Branchen entwickeln sich kräftig, wie die digitale Kommunikation, die im vergangenen Jahr ein Beschäftigungsplus von 3,1 Prozent erreichte.

Jede Branche, jeder Leitmarkt, jeder Teil der Metropole Ruhr ist von der Pandemie betroffen. Trotzdem zeigt sich die Lage sehr differenziert. Beispiel Gesundheit: Der Leitmarkt wird in der Corona-Pandemie oft zu den Gewinnern gezählt. In der Metropole Ruhr sind hier 3.796 neue Stellen entstanden, ein Plus von 1,1 Prozent. Trotzdem gibt es auch in diesem Leitmarkt Branchen unter Druck. In den Bereichen Versicherung/Verwaltung sowie Labor- und Messdienstleistungen wurden Stellen abgebaut. Besonders betroffen von den Kontaktbeschränkungen ist der Leitmarkt Freizeit und Event. 82.579 Menschen waren hier 2020 in der Metropole Ruhr beschäftigt und kämpften unmittelbar mit den Corona-Folgen. Das waren 5,9 Prozent weniger Jobs als im Jahr zuvor.

Erkennbar sind 2020 aber auch gute Grundlagen für einen Wiedereinstieg auf den Wachstumspfad der vorausgegangenen Jahre. Zukunftsbranchen entwickelten sich weiter gut. Die Leitmärkte Urbanes Bauen & Wohnen, Mobilität, Bildung & Wissen und Digitale Kommunikation lagen besser als im Landes- und Bundestrend.

Das Ruhrgebiet ist die Energieregion in Deutschland, hier sind die Unternehmen mit der Kompetenz für Wandel und Wasserstoff. Der entsprechende Leitmarkt Ressourceneffizienz weist mit einem Standortkoeffizienten von 1,4 eine starke Spezialisierung auf. Obwohl die Mobilität deutlich eingeschränkt war, ist die Beschäftigung im Leitmarkt Mobilität stabil geblieben. Der Umsatz aller Unternehmen ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 9,9 Prozent signifikant gestiegen. Gerade der industrielle Kern konnte ein starkes Umsatzplus von zehn Prozent erwirtschaften.

Corona und die Folgen sind noch nicht abschließend zu bewerten. Unsere Aufgabe als BMR ist es, eine ehrliche Analyse vorzunehmen, aber auch die positiven Entwicklungen deutlich zu machen. Das sind nicht nur Hoffnungsschimmer in schweren Zeiten, sondern auch handfeste Grundlagen für eine Fortsetzung des Wachstumskurses. Die Aufholjagd kann und wird weitergehen.