Grundsätzliche Zufriedenheit zeigen die Betriebe mit den harten Standortfaktoren. Handlungsbedarf gibt es vor allem bei den kommunalen Kosten und dem Leistungsangebot.

Der Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen

Unternehmen geben Oberhausen eine gute 3 beim Standortcheck. Jan Borkenstein, Geschäftsfeldleiter der IHK zu Essen, Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin der IHK zu Essen, Dr. Andreas Henseler, Geschäftsführer der OWT GmbH und Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen.
Bildquelle: IHK zu Essen

Keine Euphorie, aber grundsätzliche Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort – so lässt sich das Ergebnis des Standortchecks zusammenfassen, das beim IHK-Wirtschaftsgespräch in der Elektrozentrale Altenberg vorgestellt wurde.

Insgesamt stellen die befragten Unternehmen Oberhausen eine gute 3 für das Zeugnis aus. Punkten kann der Standort vor allem mit den harten Faktoren wie der guten Verkehrsanbindung und der Nähe zu den Kunden aufgrund der zentralen Lage. Auch beim Naherholungs- und Freizeitangebot kann die Tourismusdestination Oberhausen Zuspruch ernten. Positiv haben sich auch die Beschäftigtenzahlen entwickelt – ein Ergebnis der Flächenausweisungen der vergangenen Jahre. Dazu IHK-Präsidentin Kruft-Lohrengel: „Hier darf die Stadt nicht nachlassen. Eine aktive Flächenpolitik ist entscheidend, um neue Betriebe anzusiedeln und bestehenden Unternehmen Perspektiven aufzuzeigen.“

Handlungsbedarf gibt es aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) dagegen vor allem im Bereich der kommunalen Kosten und Leistungen: Die Unternehmen bewerten diesen Bereich mit einer 4+. Dabei geht die Schere von Wichtigkeit und Zufriedenheit bei den Gewerbe- und Grundsteuerhebesätzen am weitesten auseinander: Auf der einen Seite messen die Betriebe dem Thema eine hohe Bedeutung zu, auf der anderen Seite zeigen sie sich mit der aktuellen Lage sehr unzufrieden. „Die finanzielle Lage der Kommunen im Ruhrgebiet ist schwierig. Dennoch: Es bleibt eine wichtige Aufgabe, den Hebesatz der Gewerbesteuer zu senken. Wir müssen von diesem bundesweiten Spitzenplatz herunterkommen. Es geht darum, die Betriebe gerade in dieser schwierigen Zeit zu entlasten. Dazu ist es aber notwendig, den Kommunen wieder Handlungsspielräume zu eröffnen“, betont IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Bei hohen Kosten erwarten die Betriebe gleichzeitig eine bessere Serviceleistung seitens der Stadt. So sehen die Unternehmen die lange Reaktionszeit der Stadt auf Anfragen kritisch.
Bei den weichen Standortfaktoren sieht die IHK vor allem Aufgaben in der Aufenthaltsqualität in den jeweiligen Stadtteilzentren. Hier vergeben die Betriebe die Durchschnittsnote 4,12. Auch das Stadtbild wird nur mit einer 3,80 bewertet und bietet Ansatzpunkte zur Verbesserung. Grundsätzliche Zufriedenheit wird dem kulturellen Angebot attestiert.

Oberbürgermeister Daniel Schranz zeigt sich mit Blick auf die Umfrageergebnisse entschlossen, die Stadt Oberhausen als mittelstandsfreundliche Verwaltung qualifizieren zu lassen. „Ansiedlungen wie Edeka, PICNIC oder Topgolf haben gezeigt, dass wir schnell und bürokratiearm handeln können. Das müssen wir noch mehr auch in der Breite zeigen.“ Die Situation in den Stadtteilzentren haben Politik und Verwaltung im Blick: „Gerade haben wir unsere Pläne für einen Umbau der Sterkrader City für mehr Klimaresilienz vorgestellt, und der des Kleinen Marktes wird bald fertig sein“, erinnert Schranz: „Diese beiden Millionen-Investitionen werden das Quartier nicht nur noch attraktiver, sondern auch fit für die Zukunft machen. Unser Konzept für die Umgestaltung der Marktstraße in Alt-Oberhausen haben wir ebenfalls gerade präsentiert, zudem werden neue Verkehrsführungen im Innenstadtbereich getestet, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Und in Osterfeld investieren wir rund 20 Millionen Euro in den Multifunktionskomplex, der das ganze Quartier aufwerten wird“, fasst Schranz einige der Entwicklungen zusammen. Auch die Ausweitung der Flächen, die die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen in den Innenstädten reinigen, und der Einsatz der WBO-Kümmerer in den Stadtteilzentren seien ein Erfolg, so der Oberbürgermeister, sorgten sie doch sichtbar für mehr Sauberkeit.

IHK und die Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT) kümmern sich derzeit um ein neues Organisationsmodell für das Zentrenmanagement in Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld. „Gemeinsame Stärken nutzen und die Kräfte bündeln, um neue Ideen in den Zentren sprießen zu lassen“ formuliert OWT-Geschäftsführer Dr. Andreas Henseler die Zielvorstellung. Für die eigene Arbeit zieht er auch Schlüsse aus der Befragung: „Wir sehen, welche unserer Angebote von den Unternehmen wahrgenommen werden und wo wir nachlegen können. Vor allem die Fachkräftesituation, Fragen zur Digitalisierung und nachhaltiges Wirtschaften nehmen wir in den Blick.“

Um die Standortanforderungen der Unternehmen künftig noch besser zu erfüllen, wollen IHK und Wirtschaftsförderung ihre Angebote stärker aufeinander abstimmen und gemeinsame Aktivitäten aufsetzen.